Wort zum Jahreswechsel von Kirchenpräsident Jung
„Das Leben gelingt nicht nur dort, wo Glück, Erfolg und Gesundheit sind, sondern wo Menschen von Gottes Liebe getragen werden“
	30.12.2011
	krebs
	
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Aus kleinen Anfängen könne Gottes Kraft Großes werden lassen. Dazu ermutige die biblische Jahreslosung 2012. Sie setze „ein starkes und irritierendes Signal inmitten einer weithin aufgewühlten Welt.“ Das christliche Geleitwort für das Jahr 2012 zitiert einen Satz des auferstandenen Jesus Christus und lautet „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Damit enthalte das Zitat, so schreibt Jung, zentrale Begriffe der aktuellen politischen Debatten. Sie steckten in Schlagworten wie dem „schwachen Euro“ oder den „mächtigen Rating-Agenturen“. Von Gipfeltreffen für Klima oder Finanzen würden machtvolle Signale erwartet, aber oft nur schwache Ergebnisse erzielt. In der Bibel würden Macht und Schwäche allerdings anders in Beziehung gesetzt als in der Politik.
Dieser Satz macht Mut, widerspricht, beflügelt und beschämt
 Der Satz `Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.´ könne allen  Hoffnung machen, die aus eigener Kraft nicht mehr weiter wissen. Er  widerspreche allen, die nur bestimmtes Leben für gültiges und  lebenswertes Leben hielten. „Jedes Leben ist vollgültig und von Gott  durchdrungen, das Leben der Kleinen und der Großen, der Jungen und der  Alten, das Leben der Gesunden und der Kranken, das der Leistungsfähigen  und der Schwachen, das Leben der sogenannten Normalen und der  Andersartigen“, schreibt Jung und ist zuversichtlich, dass die  Jahreslosung „alle beflügelt, die sich für das Recht und das Wohl der  Schwachen einsetzen“. Die anderen werde sie beschämen. In den drängenden  politischen Debatten könne dieser Satz Mut machen, auch scheinbar  unlösbare Probleme mit Beharrlichkeit anzugehen. „Aus kleinen Anfängen  kann Gottes Kraft Großes werden lassen. 
      Als „große Herausforderungen“ für das neue Jahr bezeichnete Jung  den weiteren Verlauf der Finanzkrise und der Volksbewegungen in  Nordafrika, dem Nahen Osten und Russland sowie den weiteren Verlauf der  Klimaveränderung. Davon seien viele Millionen Menschen betroffen. Weite  Teile der weltpolitischen Ordnung könnten sich verändern. Die  Klimaveränderung. könne Naturkatastrophen, Wasserknappheit und die  Verteuerung der Nahrungsmittel auslösen. All das mache Druck – „nicht  nur auf Politiker, sondern auf alle, die an irgendeiner Stelle  Verantwortung übernommen haben, mit gestalten oder mit betroffen sind“,  schreibt Jung. Entsprechend wachse die Sehnsucht nach „schnellen und  klaren Maßnahmen“, bei manchen auch „nach einer starken Hand“. Die  Jahreslosung 2012 setze einen anderen Akzent: `Meine Kraft ist in den  Schwachen mächtig.´ - dieser Satz führe „direkt in die Tiefe des  christlichen Glaubens“. Dort stehe nicht die Befindlichkeit des Menschen  im Zentrum, wie dies heute weithin gesehen werde, sondern Gottes  Handeln. Dessen Kraft könne gerade in Schwachheit erfahren werden.  Deshalb gelinge das Leben nicht nur dort, „wo Glück, Erfolg und  Gesundheit sind, sondern überall dort, wo Menschen sich im Tiefsten von  Gottes Liebe getragen wissen. Das kann in Krankheit oder in Gesundheit  sein, in Armut oder Reichtum, in Glück oder sogar im Unglück.“, schreibt  Jung wörtlich.
Verantwortlich: gez. Pfarrer Stephan Krebs, Pressesprecher
Das „Wort zum Jahreswechsel“ im Wortlaut:
 Die biblische Jahreslosung 2012 setzt ein starkes und  irritierendes Signal inmitten einer weithin aufgewühlten Welt. Das  christliche Geleitwort für das Jahr 2012 zitiert einen Satz des  auferstandenen Jesus Christus und lautet „Meine Kraft ist in den  Schwachen mächtig.“ 
        Schwäche und Macht sind zentrale Begriffe in den aktuellen  politischen Debatten. Sie stecken in Schlagworten wie dem „schwachen  Euro“ oder den „mächtigen Rating-Agenturen“. Von Gipfeltreffen für Klima  oder Finanzen werden machtvolle Signale erwartet, aber oft nur schwache  Ergebnisse erzielt. In der Jahreslosung werden Macht und Schwäche  allerdings anders in Beziehung gesetzt als in der Politik. 
        Das neue Jahr 2012 hält große Herausforderungen bereit. Das gilt  vom persönlichen bis hin zum weltweiten Bereich. Unabsehbar ist der  weitere Verlauf der Finanzkrise und wie sie sich auf den Euro-Raum  auswirken wird. Betroffen sind Millionen Berufstätige und diejenigen,  die auf staatliche Zuwendungen angewiesen sind. Unabsehbar ist der  weitere Verlauf der Volksbewegungen in Nordafrika, dem Nahen Osten und  Russland, die weite Teile der weltpolitischen Ordnung verändern können.  Unvorhersehbar ist auch der weitere Verlauf der Klimaveränderung. Er  könnte Naturkatastrophen, Wasserknappheit und die Verteuerung der  Nahrungsmittel auslösen. All das macht Druck. Er lastet nicht nur auf  Politikern, sondern auf allen, die an irgendeiner Stelle Verantwortung  übernommen haben, mit gestalten oder mit betroffen sind.
        Angesichts dieser Unsicherheiten wünschen sich viele schnelle und  klare Maßnahmen. Viele erwarten große Lösungen, sei es durch  weitreichende Reformen oder gar völlige Umwälzungen. Auch der Wunsch  nach einer starken Hand kann dazu gehören.
       Die Jahreslosung 2012 setzt einen anderen Akzent: „Meine Kraft ist  in den Schwachen mächtig.“ Der Satz stammt aus einem Brief, den der  Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth im heutigen Griechenland  geschrieben hat (2.Korinther 12,9).
Die entscheidende Währung für ein gelingendes Leben
Der kranke Apostel Paulus hatte den auferstandenen Jesus Christus um Gesundheit gebeten. Doch der versagt ihm diese Bitte mit den Worten: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Diese Antwort wird den Paulus zunächst einmal enttäuscht haben. Doch sie führt ihn direkt in die Tiefe des christlichen Glaubens hinein. Dort steht nicht die Befindlichkeit des Menschen im Zentrum, wie dies heute weithin gesehen wird. Glück, Erfolg und Gesundheit sind dort nicht die entscheidenden Währungen für ein lebenswertes und gelingendes Leben. Dort steht Gottes Handeln in der Mitte. Dessen Kraft erfährt er gerade in seiner Schwachheit. Am eigenen Leib erschließt sich dem kranken Paulus so das Mysterium des Kreuzes. Jesus Christus leidet ohnmächtig und stirbt am Kreuz. Darin wird er allen Schwachen zum Bruder. Doch in seiner Auferstehung verspricht Gott neues Leben. Paulus lernt: Das Leben gelingt nicht nur dort, wo Glück, Erfolg und Gesundheit sind, sondern überall dort, wo Menschen sich im Tiefsten von Gottes Liebe getragen wissen. Das kann in Krankheit oder in Gesundheit sein, in Armut oder Reichtum, in Glück oder sogar im Unglück.
Dieser Satz macht Mut, widerspricht, beflügelt und beschämt
 „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Dieser Satz kann  allen Menschen Hoffnung machen, die aus eigener Kraft nicht mehr weiter  wissen. Ihnen wird gesagt, dass Gottes Kraft insbesondere die ermutigen  kann, die es am nötigsten haben. Und wer auf der Suche nach dem Glauben  ist, der wird Gottes Spuren vermutlich am leichtesten bei den Schwachen  finden.
        Die Jahreslosung widerspricht allen, die nur bestimmtes Leben für  gültiges und lebenswertes Leben halten. Nein, jedes Leben ist  vollgültig und von Gott durchdrungen, das Leben der Kleinen und der  Großen, der Jungen und der Alten, das Leben der Gesunden und der  Kranken, das der Leistungsfähigen und der Schwachen, das Leben der  sogenannten Normalen und der Andersartigen. 
   „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Dieser Satz wird alle  beflügeln, die sich für das Recht und das Wohl der Schwachen einsetzen.  Und er wird die beschämen, die das nicht tun. 
       In den drängenden politischen Debatten kann dieser Satz Mut  machen, auch scheinbar unlösbare Probleme mit Beharrlichkeit anzugehen.  Aus kleinen Anfängen kann Gottes Kraft Großes werden lassen. Das alles  ist – mit Gottes Hilfe – im Jahr 2012 möglich.
Pfarrer Dr. Volker Jung Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)

 
            



